George Armstrong Custer


Allgemeines

George Armstrong Custer (* 5. Dezember 1839 in New Rumley, Ohio; † 25. Juni 1876 in Montana) war Oberstleutnant der US-Armee und Generalmajor der United States Army im Sezessionskrieg. Nach dem Bürgerkrieg diente er in den Indianerkriegen. Custer wurde vor allem durch seine Niederlage und seinen Tod in der Schlacht am Little Bighorn bekannt. Diese Niederlage ist Gegenstand zahlreicher Bücher und Filme.


vor dem bürgerkrieg

George Armstrong Custer wurde am 5. Dezember 1839 in New Rumley, Ohio geboren. Seine Vorfahren waren Paulus und Gertrude Küster, die um das Jahr 1693 vom Niederrhein im Gefolge der ersten dreizehn Einwandererfamilien aus Krefeld und Umgebung (1683, Gründung von Germantown, Pennsylvania) in die USA auswanderten. Custer war das dritte von sieben Kindern des Farmers und Schmiedes Emanuel Henry Custer und seiner Ehefrau Maria, geborene Ward. Sein Vater engagierte sich in der Miliz von Ohio, wodurch Custer bereits als kleiner Junge in Berührung mit dem Militär kam. Einen großen Teil seiner Kindheit verbrachte der junge George Armstrong bei seiner Halbschwester in Monroe, Michigan, wo er auch zur Schule ging. Custer wurde 1857 an die Militärakademie in West Point, New York berufen, wo er durch zahlreiche Eskapaden auffiel und wegen Mangels an Disziplin am 24. Juni 1861 als letzter (von 34) seines Jahrganges graduierte. Custer stand dabei mehrere Male kurz vor dem Ausschluss von der Akademie. Er erhielt in jedem seiner vier Jahre an der Akademie um die neunzig Verweise (100 hätten den Ausschluss bedeutet), vor allem aufgrund von disziplinarischem Fehlverhalten (beispielsweise Unpünktlichkeit, Werfen von Schneebällen u.ä.). Außerdem begann sich an der Akademie auch schon seine Extravaganz abzuzeichnen; er trug sein Haar länger als die meisten anderen Kadetten und pflegte es sehr sorgfältig.


IM BÜGERKRIEG

Nach seinem Abschluss kam Custer als Leutnant zum 2. US-Kavallerieregiment. Ende 1861 musste er wegen Krankheit die Armee verlassen, kehrte aber im Februar 1862 zurück und wurde zum 5. US-Kavallerieregiment beordert. Am 5. Juni des Jahres wurde er zum Hauptmann der Freiwilligen befördert und Adjutant im Stab von George Brinton McClellan. Auch als Mitglied des Stabes blieb er unkonventionell. Custer fiel auch mehrere Male durch eine außergewöhnliche Tollkühnheit auf. So verbrannte er sich einmal beim Versuch, eine Brücke zu löschen, die Hände. Custer nahm an nahezu allen wichtigen Schlachten des Krieges teil und nahm dabei wenig Rücksicht auf sich und andere. Eine solche Haltung war in der Unionskavallerie sehr selten, wurde aber dringend gebraucht, um die Dominanz der konföderierten Kavallerie allmählich zurückzudrängen. Als Mitglied des Stabes von Generalmajor Pleasonton war Custer Teilnehmer an der größten Reiterschlacht des Bürgerkrieges bei Brandy Station. Für die Verdienste in jener Schlacht wurde Custer am 29. Juni 1863 zum Brigadegeneral der Freiwilligen befördert. Nach seiner Beförderung ließ er sich eine schillernde neue Uniform anfertigen, zu der unter anderem eine olivfarbene Hose, glänzende hohe Stiefel, eine Husarenjacke und ein rotes Halstuch gehörten. Zum Kommandeur einer Kavalleriebrigade aus Michigan ernannt, führte Custer diese in der Schlacht von Gettysburg (Bild links unten). Hier war er maßgeblich am Erfolg beteiligt, die Südstaatenkavallerie unter J. E. B. Stuart in Schach zu halten. Danach wurde er zum Kommandeur der 1. Brigade der 1. Kavalleriedivision, am 30. September 1864 zum Kommandeur der 3. Kavalleriedivision ernannt. Mit seiner Brigade nahm er unter anderem an der Schlacht an der Yellow Tavern und der Schlacht bei Trevilian Station teil, in der die Konföderierten sein persönliches Gepäck erbeuteten. Im Herbst 1864 kämpfte er im Shenandoahfeldzug gegen General Early, bevor er, zum Generalmajor der Freiwilligen brevetiert, mit seiner Division im März 1865 nach Petersburg zu den Hauptkräften der Potomac-Armee zurückkehrte. Custer zeichnete sich dort während des Appomattox-Feldzuges erneut aus. Er wurde rückwirkend zum 15. April 1865 in den vollen Rang eines Generalmajors der Freiwilligen befördert, mit 25 Jahren der jüngste in der Geschichte des US-Heeres, und erhielt später den Brevet-Rang eines Generalmajors der Regulären. In der regulären Armee hatte er inzwischen den Rang eines Hauptmanns im 5. US-Kavallerieregiment erreicht.


Denkmal (Gettysburg / Gregg Ave / PA)


Indianerkriege

Custer musterte am 1. Februar 1866 aus der Freiwilligenarmee ab und erhielt von Benito Juárez aus Mexiko das Angebot, als Oberkommandierender der mexikanischen Kavallerie die Neuorganisation der Reiterregimenter zu übernehmen und sie in der Revolution gegen Kaiser Maximilian zu führen. Die US-Regierung untersagte ihm die Annahme und beförderte ihn ihrerseits am 28. Juli 1866 zum Oberstleutnant (Lieutenant Colonel). Die Armeeführung beorderte ihn nach Fort Riley, Kansas, um die Neuorganisation des 7. Kavallerieregiments als Stellvertreter von Oberst Andrew Jackson Smith zu unterstützen. Am 26. März 1867 wurde Custer mit vier Kompanien des – bei weitem noch nicht befriedigend einsatzfähigen – 7. Kavallerieregiments dem Befehl Generalmajor Winfield Scott Hancocks für eine Expedition ins Land der Sioux und Cheyenne unterstellt.

Im Verlauf dieser für die Armeeführung völlig unbefriedigenden Aktion kam es zu einem Zwischenfall: Custer befahl, auf Deserteure zu schießen, und versagte den Überlebenden die medizinische Behandlung. Dafür sollte er in Fort Leavenworth, Kansas, zur Verantwortung gezogen werden. Er begab sich jedoch nicht sofort dorthin, sondern suchte zuvor in Fort Riley seine Frau Elisabeth (Libby) auf, da er vom dortigen Ausbruch der Cholera erfahren hatte. Als er endlich in Fort Leavenworth eintraf, wurde er sofort wegen fortgesetzter Disziplinlosigkeit unter Arrest gestellt. Nach Abschluss der Ermittlungen wurde am 16. September 1867 ein Militärgerichtsverfahren gegen ihn eröffnet. Custer wurde ohne Sold für 12 Monate suspendiert. Davon überzeugt, Sündenbock einer missglückten Kampagne gewesen zu sein, wurde er schließlich auf Betreiben seines alten Freundes, Generalmajor Sheridan, in den Dienst zurückgeholt.

1868 rehabilitierte sich Custer in den Augen der Öffentlichkeit, als er während des Winterfeldzuges an den Ufern des Washita ein Dorf der Südlichen Cheyenne unter Black Kettle im Morgengrauen angriff und zerstörte. Dies sollte der einzige „Sieg“ Custers im Kampf gegen die Indianer bleiben. Ob der Angriff ein Massaker war oder nicht, darüber gehen die Meinungen auseinander. Tatsache ist, dass Custer vor der Attacke befahl, Frauen und Kinder zu verschonen. Andererseits wurde bei dem Angriff eine große Zahl von indianischen Nichtkombattanten getötet. Auch regimentsintern geriet Custer in die Kritik. Eine kleine Soldatengruppe unter dem Befehl von Major Joel Haworth Elliot hatte fliehende Indianer verfolgt und war nicht zurückgekommen. Obwohl Elliott auf eigene Faust handelnd die militärische Sicherheitszone ohne Autorisation verlassen hatte und Custer, wenn auch zu spät, einen Suchtrupp losgeschickt hatte (der erfolglos geblieben war), gab es nicht wenige, die ihn für das Schicksal der vollständig vernichteten Elliott-Truppe verantwortlich machten.


Kampf gegen die Sioux

1873 wurde er in die nördlichen Plains geschickt, wo er einige Scharmützel gegen Sioux im Gebiet des Yellowstone führte. 1874 führte er eine 1.200 Mann starke Expedition in die Black Hills, die heiligen Berge der Indianer. Noch sechs Jahre zuvor war diesen von der Regierung der Vereinigten Staaten der Besitz der Berge garantiert worden. Im Tal des French Creek nahe der heutigen Stadt Custer entdeckte einer der Erkundungstrupps Gold. Entsprechende Erfolgsmeldungen Custers wurden 1874 unverzüglich in Zeitungsberichten verbreitet und lösten den Goldrausch in den Black Hills aus. Umstritten ist die Frage, ob Custer im Jahr 1876 als Kandidat der Demokraten für das Amt des Präsidenten im Gespräch war: Manche Historiker sind der Ansicht, dass Custer etwaige Pläne für die Teilnahme an einer großen Indianerexpedition zurückstellte. Andere wiederum verwerfen jegliche Präsidentschaftsambitionen Custers als unbelegt. Zu dem Truppenaufgebot gegen die Sioux und Cheyenne zählten 1876 neben der Dakota-Abteilung, die Custer ursprünglich befehligen sollte, die Verbände unter Oberst John Gibbon und Brigadegeneral George Crook. Kurz vor Beginn des Feldzugs wurde Custer aufgrund von Differenzen mit Präsident Grant von seinem Kommando entbunden und durch General Alfred Terry ersetzt. Auf Bitte Terrys revidierte Grant seine Entscheidung und erlaubte Custer, an der Spitze seines Regiments unter Terrys direktem Befehl an dem Feldzug teilzunehmen.

Es begann eine Militäraktion, die mit einer Niederlage der US-Armee enden sollte. Terrys Plan sah vor, die Indianer in einer Zangenbewegung zu vernichten. Custers Aufgabe war es, den Gegner mit der 7. Kavallerie aufzuspüren und anzugreifen, derweil Terry mit seinem gemischten Infanterie- und Kavallerieverband den Fluchtweg verlegte. Die Befürchtung, die Indianer könnten die Flucht ergreifen, überlagerte alle Handlungen Custers. Er führte keine ausgedehnte Aufklärung durch und ignorierte die Warnungen seiner Späher. Die Behauptung, Custer habe General Terrys Befehl, das Eintreffen von Verstärkungen abzuwarten, missachtet, ist nicht haltbar.

Am 25. Juni 1876 griff Custer das Lager der Indianer, die von den Häuptlingen Sitting Bull, Gall, Two Moon, Crazy Horse und Spotted Elk alias Big Foot angeführt wurden, am Ufer des Little Bighorn an. Dort hatten sich ungefähr 2.000 Krieger versammelt, so dass die US-Soldaten zahlenmäßig stark unterlegen waren. Custer hatte sein Regiment zudem in drei Teile aufgeteilt, um das Lager von mehreren Seiten aus anzugreifen. Die überlegene Streitmacht der Indianer trieb Custers Truppenteil schnell zurück und konnte ihn bei seinem Rückzug auf einem Hügel stellen, auf dem Custer und seine Männer ausnahmslos getötet wurden. Zu den Gefallenen gehörten auch Custers Brüder Tom (* 1845) und Boston (* 1848). Die anderen beiden Kolonnen unter Major Reno und Hauptmann Benteen sowie der zu ihnen gestoßene Versorgungstrupp unter Hauptmann McDougall konnten sich bis zum Eintreffen der Verstärkung halten; es blieb jedoch nur noch die Bergung der Leichen Custers und die seiner Truppe. Custers wurde zunächst eilig begraben, später aber exhumiert und am 10. Oktober 1877 ehrenvoll in der Militärakademie in West Point beigesetzt.


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